Pünktlich zum Internationalen Kinderkrebstag am 15. Februar nimmt mit der „Power-Studie“ ein zukunftsweisendes Sportprojekt in der kinderonkologischen Abteilung des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Helios-Klinikum Fahrt auf. Angestoßen hat es die Sport- und Ernährungswissenschaftlerin Lisa Maas. Die ehemalige Leistungstennisspielerin untersucht für ihre Doktorarbeit die Effekte einer gezielten Bewegungstherapie auf die körperliche und mentale Gesundheit junger Krebspatientinnen und -patienten nach Abschluss ihrer Intensivtherapie.

In enger Abstimmung mit dem Chefarzt der Kinderklinik, Professor Tim Niehues, und Oberärztin Dr. Nina Brauer können Anfang März die ersten Patienten, die zur Nachsorge in Krefeld behandelt werden, in das auf vier Jahre angelegte Projekt einsteigen. Die Stimmung aller Beteiligten ist äußerst positiv. „Es ist ein Herzensprojekt, an dem wir seit drei Jahren arbeiten. Was bei Brustkrebspatientinnen bereits durch viele Studien belegt ist, wird auch bei Kindern funktionieren, die an Krebs erkrankt sind: Wöchentlicher Sport mindert die Gefahr von Infektionen, verbessert die Stimmung und erleichtert die Integration in den Alltag“, betont Nina Brauer. 

Das kinderonkologische Projekt von Sportwissenschaftlerin Lisa Maas trägt den Namen „Power*-Studie“. In den plakativen Schriftzug integriert sind ein Hochrad sowie laufende, turnende und kletternde Kinder. Die Leiterin der Studie erläutert die Ausgangslage: „Durch die Krankheit selbst und die kräftezehrende Krebstherapie wird die körperliche Leistungsfähigkeit der Betroffenen massiv eingeschränkt, und auch ihre Lebensqualität sinkt. Mit weniger Fitness geht oft auch ein vermindertes Selbstvertrauen einher. Das wirkt wie eine Barriere bei der Wiedereingliederung in Schule, Sport und Gesellschaft. Deshalb ist es so wichtig, dass Kinder und Jugendliche neues Vertrauen in die eigene Stärke und Unabhängigkeit bekommen. Sport ist dabei ein tolles Werkzeug“, unterstreicht die Wissenschaftlerin und betont die Bedeutung ihres Projekts: „Wir wollen wissenschaftlich aufzeigen, wie wichtig körperliche Bewegung für das Leben der Kinder ist und dass Sporttherapie als integraler Bestandteil sowohl während der intensiven Krebstherapie als auch in der Nachsorge angeboten werden muss.“

Begleitetes Einzel- und Gruppentraining

Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind Krebspatienten zwischen sieben und 23 Jahren, die sechs Wochen zuvor ihre Intensivtherapie beendet und sich damit schon ein wenig erholt haben. Bevor sie in die Studie starten, werden sie randomisiert, das heißt, sie werden durch einen statistischen Zufallsmechanismus in eine Sportgruppe und eine Kontrollgruppe aufgeteilt. Während die Patienten der Kontrollgruppe Vorschläge für eigene sportliche Aktivitäten bekommen, erhalten die Teilnehmer der Sportgruppe einmal pro Woche ein 30- bis 40-minütiges Einzeltraining, wobei sich die Intensität nach ihren jeweiligen individuellen körperlichen Fähigkeiten richtet. Dazu kommt eine kleingruppenbasierte Sporteinheit von einer Stunde, sofern das mit COVID möglich ist. Beide Trainings bestehen aus einer Kombination von Ausdauer- und Krafttraining, Koordinations-, Entspannungs- und Dehnübungen. Dafür stehen alle möglichen Geräte zur Verfügung wie Laufband, Fahrradergometer, Springseile, Fitnessbänder, Balancierpads, Bälle und Hanteln. Zusätzlich bekommen die Teilnehmer beider Gruppen Fitnesstracker, um ihre Aktivitäten im Alltag aufzeichnen zu können. 

Mit ersten Erkenntnissen ist nach drei Monaten zu rechnen. Dann haben die Patienten der Sportgruppe ihre Therapie beendet, und die Ergebnisse werden mit denen der Kontrollgruppe verglichen. Danach folgt ein freiwilliges „Follow-up“ von drei weiteren Monaten, in denen die Teilnehmer beider Gruppen selbständig Sport treiben sollten. Zum Ende dieser Phase werden dann ein letztes Mal sämtliche Daten erhoben, um die Entwicklung der körperlichen Fitness wissenschaftlich einordnen zu können. 

Doktorandin Lisa Maas freut sich riesig auf den Start ihrer Power-Studie, die durch die Einrichtung einer Promotionsstelle erst möglich wurde. „Sie wird aus Spendengeldern des Fördervereins zugunsten krebskranker Kinder finanziert. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt die Sportwissenschaftlerin, die zusammen mit Sporttherapeutin Sandra Goertz die Bewegungsmodule erarbeitet hat und für die wissenschaftliche Begleitung der Studie verantwortlich ist. „Schließlich müssen am Ende empirisch belegte Erkenntnisse vorliegen, und dann können wir unsere Therapie vielleicht bald schon auf ganz Deutschland ausweiten“, ergänzt Lisa Maas optimistisch.

* Das Akronym „POWER“ steht für „Effects of a Physical activity program On cardiorespiratory fitness in children and adolescents folloWing acute cancER treatment”. Zu Deutsch: “ Effekte einer Bewegungsintervention auf die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit bei Kindern und Jugendlichen mit Krebs im Anschluss an die Akuttherapie.“

Anne Poleska-Urban, Schirmherrin der Krebskinder Krefeld: „Es ist schön zu wissen, dass ich als Schirmherrin dazu beitragen kann, Spenden für solche zukunftsweisenden und wichtigen Projekte zu sammeln. Als Sportlerin weiß ich, wie sehr sich ein gutes Körpergefühl auf das Wohlbefinden auswirken kann. Vielleicht kann ich mit den Teilnehmern ja auch mal im Wasser einige Therapieschritte tun. Ich bin gerne bereit, das Projekt tatkräftig zu unterstützen!“

 

 

 

Jens Schmitz, 1. Vorsitzender des Fördervereins zugunsten krebskranker Kinder Krefeld: „Es ist von Beginn an eine wichtige Aufgabe unseres Vereins, die Forschung zu unterstützen. Angesichts dieser Studie, die sich explizit an Kinder und Jugendliche richtet, sind wir sehr gerne Teil des Projekts.“