Es ist mucksmäuschenstill in der Villa Sonnenschein. Lediglich zarte Pinselstriche sind zu vernehmen. An einem langen Tisch sitzen Kinder und deren Eltern konzentriert vor Tellern, Tassen und Schalen, aber auch vor Butterdosen und Zitronenpressen. Die weißen Rohlinge werden sich in den nächsten Stunden in individuelle Kunstwerke verwandeln. Mit großer Kreativität gehen alle bei der Malaktion mit dem Düsseldorfer Keramik-Designer Max Ohagen ans Werk. Endlich wieder, denn wegen Corona mussten die letzten Workshops ausfallen.

„Für meine Mama habe ich eine Herzschale mit Mickymäusen bemalt“, strahlt Marie, während die siebenjährige Lara eine Zitronenpresse mit roter, gelber und blauer Farbe bepinselt. Eyüp bemalt seine Tasse nicht nur von außen, sondern auch gleich von innen. Mathilde hat sich für herbstliche Motive entschieden und zaubert einen süßen Igel auf ihre Schale, während Sophie auf ihrem Rohling filigrane Karpfen schwimmen lässt. Abstrakter ist dagegen die Kunst von Luise: feinste Striche, die aussehen wie Risse oder Blitze, ergeben ein modernes Muster.

Auch die Eltern durften mitmachen. Ein Vater hat eine ovale Schale in einen Weihnachtsteller mit Tannenbäumen und Sternenhimmel verwandelt. Und Judith Förster, Leiterin der Spielabteilung am Helios-Klinikum Krefeld, holt sich Anregungen von den Größeren, die auf einem Teller bunte Farbklekse ineinanderlaufen lassen. Alles wirkt pastellig, aber wenn man sich den fertigen Musterteller, den Max Ohagen mitgebracht hat, anschaut, bekommt man eine Ahnung davon, wie sich die Farben nach dem Brennen im Ofen verändern: Zartes Rot wird knallig, ein Lindgrün wird Froschgrün. Die Keramik ist sogar spülmaschinengeeignet.

Einzigartig wie jedes Kind

Max Ohagen gibt hier und da kleine Ratschläge, und schon vertiefen sich die Künstler wieder in ihre Arbeit. Der Düsseldorfer ist mittlerweile ein guter Freund des Fördervereins und der Mitarbeiterinnen der kinderonkologischen Station des Helios-Klinikums. „Unsere Zusammenarbeit entstand vor einigen Jahren, als eine Mutter, die ihr Kind an den Krebs verloren hatte, auf einmal in meinem Atelier stand und meinte, dass eine solche Malaktion sicher gut ankommen würde“, erinnert sich Max an die Anfänge. Diese Mutter hat dann die erste Aktion gesponsert.

„Wir freuen uns sehr, dass es dieses Jahr wieder geklappt hat“, sagt Sevda Aytekin, Geschäftsstellenleiterin des Fördervereins. Auch Barbara Stüben, Leiterin des Psychosozialen Dienstes am Helios-Klinikum, schaute bei dieser ganz besonderen Freizeitbeschäftigung ihrer ehemaligen Schützlinge vorbei. Dieses Mal haben Kinder teilgenommen, die sich in Dauertherapie befinden und schon wieder in ihre eigene Schule gehen können. Aber auch Kinder, die aus gesundheitlichen Gründen auf der onkologischen Station bleiben mussten, haben mitgemacht. Judith Förster hatte ihnen Keramiken und Farben auf die Zimmer gebracht. „Dort haben sie zweieinhalb Stunden fleißig gepinselt und tolle Ergebnisse erzielt“, erzählt sie und betont die Bedeutung solcher Aktivitäten: „Es ist toll, wenn Kinder selbst gestalten können. Sie sind nachher so stolz auf ihre Kunstwerke, die so einzigartig sind wie sie selbst.“ Und auch Keramikkünstler Max Ohagen unterstützt Aktionen wie diese aus Überzeugung: „Es ist einfach beglückend, die Kinder so in ihrem Element zu erleben und die Freude in ihren Augen zu sehen.“

Weitere Infos über Max Ohagen: www.manufattura.com