– eine innovative Beschäftigungsmöglichkeit
für schwerst behinderte Kinder am Helios Klinikum Krefeld

Zwischen seinen kleinen Händen lässt der sechsjährige Finn (Name von der Redaktion geändert) schmale Faseroptikstränge hin- und hergleiten und verfolgt sie mit seinen Augen. Dann wedelt er wild mit ihnen herum, und als ein Strang in die Farbe Blau wechselt, wird Finn auf einmal ganz ruhig – und Kinderkrankenpflegerin Lisa-Marie Engels strahlt.

Der kleine Patient, der wegen einer seltenen Form der Epilepsie nicht laufen, sprechen und essen kann, macht während eines mehrwöchigen Aufenthaltes auf der Kinderintensivstation des Helios Klinikums gerade die Erfahrung mit einer ganz neuen Beschäftigungsform. Wortwörtlich ins Spiel gebracht hat die Lisa-Marie Engels. Die 29-jährige hat im Rahmen ihrer Fachweiterbildung zur Fachgesundheits- und Kinderkrankenpflegerin für Intensiv und Anästhesie das Projekt mit dem niederländischen Namen „Snoezelen“ angestoßen.

Snoezelen ist eine Wortschöpfung aus den Worten „snuffelen“ (schnüffeln, schnuppern) und „doezelen“ (dösen, schummern). Durch die Beschäftigung mit bestimmten Materialien wie die Faseroptikstränge, mit denen Finn gespielt hat, können Menschen Entspannung finden und zur Ruhe kommen, aber auch neue Anregungen suchen. „Beim ,Snoezelen‘ werden alle Sinne durch unterschiedliche Materialien stimuliert: Sehen, Hören, Tasten Riechen und Schmecken, entweder einzeln oder in Kombination, je nach Wunsch und Vorlieben“, erläutert Lisa-Marie Engels, die sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt hat.

Während ihrer Tätigkeit auf der Kinderintensivstation stand sie immer wieder vor der Herausforderung, ihre Patienten zu beschäftigen. „Ich wollte auch diejenigen erreichen, die beschäftigt werden wollen, dies aber wegen unterschiedlichster Erkrankungen nicht selbständig können. Das sind oftmals retardierte, körperlich oder geistig behinderte Kinder, die lange und anstrengende Klinikaufenthalte durchlaufen müssen und deren Alltag trotz großer Bemühungen von Pflegepersonal und Eltern von Langeweile und Trostlosigkeit geprägt ist“, erzählt die Intensiv-Kinderkrankenpflegerin, die weiß, dass solche Menschen „ganz andere Reize“ benötigen. 

Gute Erfahrungen im Freiwilligen Sozialen Jahr

Erfahrungen in ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr vor ihrer Ausbildung am Helios Klinikum brachten sie dann vor zwei Jahren auf die Idee, es mit „Snoezelen“ zu probieren. Lisa-Marie Engels erinnert sich: „2013 und 2014 habe ich an der LVR Gerd-Jansen-Schule in Verberg schwerst mehrfach behinderte Kinder der 3. und 4. Klasse betreut. Dort gab es sogenannte ,Snoezelenräume‘, wo die Kinder merklich zur Ruhe kamen, beispielsweise wenn sie Lichtsäulen beobachteten, die die Farbe wechselten und in denen Blubberblasen umherschwammen. Da die Einrichtung solcher Räume im Helios Klinikum nicht möglich ist, habe ich recherchiert und mit dem ,Snoezelenwagen‘ eine mobile Lösung gefunden, die man von Krankenzimmer zu Krankenzimmer schieben kann.“ Aus der Idee wurde ihre Projektarbeit. Die war Pflicht, um das Staatsexamen zur Fachgesundheits- und Kinderkrankenpflegerin für Intensiv und Anästhesie abzuschließen. Das Ergebnis: eine glatte „Eins“ und die Zusage, die Theorie nun auch auf Station in die Praxis umsetzen zu können. Lisa-Marie Engels war überglücklich, dass ihre Arbeit nicht nur auf dem Papier gewürdigt wurde, sondern sie auch ihr ganzes Herzblut in die Umsetzung stecken konnte.

Seit Sommer 2023 ist der „Snoezelenwagen“ auf Station unterwegs

Dazu nutzte Barbara Stüben, die damalige Leiterin des Psychosozialen Dienstes am Klinikum, ihren engen Kontakt zum Förderverein zugunsten krebskranker Kinder Krefeld, der gegenüber der Klinik im Elternhaus „Villa Sonnenschein“ auch seine Geschäftsstelle hat und unter anderem die Spendengelder der „Aktion Teddybär“ verwaltet. Ein großes Glück für die kleinen Patienten, denn aus diesem Topf wanderten gut 4.000,- Euro in das Projekt „Snoezelen-Wagen“ der ambitionierten Intensivpflegerin. „Durch die wertvolle Unterstützung des Fördervereins konnten schon viele Sonderprojekte realisiert werden, von denen die Kinder hier im Klinikum auf unterschiedlichste Weise profitieren. Wir können allen Beteiligten nur ganz herzlich Danke sagen für dieses unbezahlbare Engagement“, so der Chefarzt der Kinderklinik, Professor Tim Niehues.

Seit dem Sommer 2023 ist der professionelle Rollwagen mit diversen Materialien wie Farbwechselkugeln, Flüssigkeitskreisen und LED-Projektor nun auf der Kinderintensivstation des Helios Klinikums Krefeld unterwegs. „Das Tolle ist, dass der Wagen allen Mitarbeitenden und Patienten zur Verfügung steht und keinen hohen Personalaufwand benötigt“, erläutert Lisa-Marie Engels die Vorteile beim Handling. Die Vorteile für junge Patienten wie Finn sind umso größer, weil das „Snoezelen“ ihnen wichtige Sinneswahrnehmungen eröffnet, die ihr Leben mit der Krankheit lebenswerter machen. 

Was ist die Aktion Teddybär?